Albin Leclerc 08 - Gnadenlose Provence by Lagrange Pierre

Albin Leclerc 08 - Gnadenlose Provence by Lagrange Pierre

Autor:Lagrange, Pierre [Lagrange, Pierre]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104914534
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2023-04-26T00:00:00+00:00


28

Doch die Fahndung blieb ohne Ergebnis. Der Schütze war entkommen. Die Polizei kam zu spät.

Albin stand am Rande des Lavendelfelds und rauchte eine Zigarette, paffte eine große weiße Wolke in die Luft und blickte ihr hinterher. Er hatte sich das Gesicht mit Wasser abgewaschen, das ein Polizist ihm gereicht hatte. Sein Shirt war mit einigen dunkelroten Flecken besprenkelt – Niemanns Blut, das inzwischen getrocknet war. Fliegen schwirrten über der Plane, mit der die Leiche abgedeckt worden war, nachdem die Spurensicherung und die Rechtsmedizin sich alles angesehen hatte.

Berthe hatte Albin kurz umarmt, um ihn zu trösten. Aber er fühlte sich okay. So okay man sich fühlen konnte, wenn direkt vor einem jemand erschossen worden war. Sogar Castel und Theroux hatten sich zurückgehalten, ihn wegen seines eigenmächtigen Handelns zu beschimpfen, zumindest am Anfang. Später hatte Theroux gemeint, dass er Albin doch ausdrücklich gesagt habe, er solle sich nicht einmischen, was Castel bestätigte. Albins Antwort war gewesen, dass das wohl sowieso nichts an Niemanns Tod geändert hätte, und von daher sei es ja auch egal.

Immerhin hatte er einige wichtige Beobachtungen machen können, nämlich dass der Schütze mit einem Motorrad unterwegs war. Mit ein wenig mehr Glück hätten sie den Schützen sogar stellen können. Und wer wusste, ob sich im Verlauf der Fahndung diesbezüglich nicht noch etwas tun würde. Außerdem konnte Albin seine Idee abhaken, dass möglicherweise zwei Schützen zusammenarbeiten würden. Er hatte nur einen gesehen. Natürlich mochte es immer noch sein, dass es eigentlich zwei waren und einer im Hintergrund agierte, der Planer war, wenn man so wollte.

Jetzt standen Theroux und Castel zusammen bei Albin, telefonierten und sahen sich immer wieder in der Gegend um.

»Mir ist das wirklich nicht aufgefallen mit dem Gruppenfoto«, sagte Theroux, als er sein Gespräch beendete, das Telefon immer noch in der Hand.

»Kann passieren«, sagte Albin, rauchte und stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus. »Jedenfalls ist jetzt nur noch einer aus dem Radlerteam übrig: Antoine Boux in Cassis. Und der wird sich kaum noch auf ein Fahrrad setzen. Motorrad wird er wohl auch nicht fahren, wie man hört.« Natürlich wäre es möglich, dass er nur der Auftraggeber war. Albins Instinkt sagte ihm aber, dass Boux eher ein Ziel darstellen würde. Doch um ihn zu ermorden, wäre ein völlig anderer Modus erforderlich als der, den der Schütze bislang an den Tag gelegt hatte. Boux würde nicht radeln. Er würde in seiner Villa sitzen. Und da war noch etwas.

»Ich stelle mir ein paar Fragen«, sagte Albin. »Erstens: Warum hat er nicht auch auf mich geschossen? Und warum nicht auf die Radler, die Fred Bernard begleitet haben? Weil er es nicht auf uns abgesehen hatte. Wir waren keine Ziele.«

»Trotzdem hast du wahnsinniges Glück gehabt, Albin«, sagte Theroux.

Albin paffte und schüttelte mit dem Kopf. »Nein, ich war nicht das Ziel. Ich war vollkommen uninteressant. Genau wie die anderen. Ein Schütze, der es auf maximalen Schaden anlegen würde, hätte auch auf die anderen oder auf mich geschossen. Ihm ging es ausschließlich um die Personen, die er auch erwischt hat. Womit ich mittlerweile bezweifle, dass er es auf die Tour de France abgesehen hat.



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